Welche Schaltung am Kinder Mountainbike?
Schaltung am Kinderfahrrad – ab wann macht sie Sinn und worauf muss man achten
Kinderfahrräder gibt’s mit und ohne Gangschaltung. Aber ab wann ist eine Schaltung für Kinder sinnvoll? Und wie viele Gänge soll sie haben? Wir erklären die verschiedenen Arten von Schaltungen und geben Tipps, wie viele Gänge ab wie viel Zoll und welchem Alter passend sind.
Schaltungen bei Erwachsenen-Fahrrädern gehören zu den essenziellen Komponenten wie Reifen oder Bremsen. Beim Kinderfahrrad oder Mountainbike ist eine Schaltung erst sinnvoll, wenn das Kind etwa 6 Jahre alt ist. Vorher sind die Kinder schlicht überfordert, da sie fürs Bike-Handling die volle Aufmerksamkeit benötigen, Schalthebel nicht bedienen können oder schlicht nicht verstehen, welcher Gang der passende ist. Hier erfährst du, warum das so ist, welche Fahrradschaltungen es gibt und wie viele Gänge empfehlenswert sind.
Generelle Vor- und Nachteile von Schaltung am Kinderfahrrad
Die Frage, ob dein Kind schon eine Schaltung am neuen Mountainbike braucht, klärt sich meist ohnehin von selbst. Denn zuerst solltest du die richtige Größe für das neue Kinder Mountainbike ermittelten. (Einen genauen Leitfaden dazu gibt es hier). Mit diesem Schritt wird ganz schnell klar: Es gibt nur ganz wenige 16 Zoll Kinder Mountainbikes mit Schaltung. Im 20 Zoll Segment dagegen gibt es fast kein Kinderfahrrad mehr ohne Schaltung. Die Industrie hat also verstanden, dass eine Schaltung erst ab einem gewissen Alter für Kinder Sinn macht. Im Prinzip steht die Frage, ob das nächste Kinder Mountainbike eine Schaltung braucht nur dann an, wenn du überlegts ob dein Kind schon soweit ist, um vom 16 Zoll auf ein 20 Zoll Bike zu wechseln. Befindest du dich mit deinem Nachwuchs in dieser Phase, hilft dir die Auflistung der Vorteile und Nachteile einer Kinderfahrrad-Schaltung sicher weiter. Wir erklären zudem was hinter den Pro- und Contra-Argumenten steckt.Vorteile einer Schaltung am Kinder Mountainbike
- Liefert passende Übersetzungen für unterschiedliches Gelände: Kleine Gänge für steilere Anstiege, große Gänge, wenn es bergab geht.
- Spart Kraft durch angenehme Trittfrequenz: Statt bergauf die Kurbel nur mühsam herumzudrehen und bergab übermäßig schnell strampeln zu müssen, können Kinder mit einer Schaltung und passendem Gang meist in höherer Trittfrequenz pedalieren.
- Eröffnet neue Touren-Möglichkeiten und erweitert den Aktionsradius: Auch hügelige Fahrradtouren oder kurze Berge sind bezwingbar und bei nachlassender Kraft kann man einen Gang zurückschalten
Nachteile einer Schaltung am Kinderfahrrad
- Mehr Gewicht: Gangschaltungen machen Kinderfahrräder immer schwerer – ganz egal ob Kettenschaltung, Nabenschaltung oder Einfach-Antrieb mit 7 oder 11 Gängen. Dasselbe Kinder-Bike ohne Schaltung kann gut und gerne 1-1,5 Kilo leichter sein.
- Ablenkung vom Wesentlichen: Gerade für kleinere Kinder (unter 6-7 Jahre) bedeutet das Schalten am Fahrrad eine enorme Ablenkung, weil es noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen oder die Schaltung schwer zu bedienen ist. Oder der Nachwuchs schenkt der Schaltung so viel Aufmerksamkeit, dass Dinge wie Vorausschauen, Lenken und Treten leiden.
- Höherer Preis: Eine gute Schaltung treibt den Preis des Kinderfahrrads in die Höhe. Dieselben Räder mit Schaltung kosten schnell mindestens 100 Euro mehr – vor allem wenn es eine hochwertige Kinderfahrrad-Schaltung sein soll, die leicht und kindgerecht ist.
- Mehr (anfällige) Technik: Kinderfahrräder fallen um und müssen bei Stürzen regelmäßig einstecken. Vor allem Kettenschaltungen bestehen teilweise aus sehr sensibler Technik, die dann oft nicht mehr einwandfrei funktioniert.
Welche Fahrradschaltungen für Kinderfahrräder gibt es?
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Schaltungen bei allen Fahrrädern – und natürlich auch Kinderfahrrädern: Einerseits Nabenschaltungen, bei denen sich das Schaltgetriebe und die Technik in der Hinterradnabe befindet. Andererseits die sogenannten Kettenschaltungen, bei denen ein Schaltwerk (und Umwerfer) die Kette über die Ritzel der Kassette (und Kettenblätter) lenkt.Nabenschaltungen bei Kinderfahrrädern:
Fahrrad-Nabenschaltungen gibt es mit drei, sieben oder acht Gängen (z.B. Shimano Nexus). Sie werden oft mit Drehgriff-Schalthebeln am Lenker bedient. Durch die geschützte Position in der Hinterradnabe sind sie wartungsärmer und robust. Weil die Kette immer über das Kettenblatt und dasselbe Ritzel läuft, lassen sich die Nabenschaltungen einfach mit einem Kettenschutz kombinieren (Schutz gegen Kettenöl an der Kinderhose). Ein klarer Vorteil: Nabenschaltungen lassen sich immer mit nur einem Schalthebel mit der rechten Hand bedienen (siehe auch nächster Absatz). Allerdings sind Nabenschaltungen deutlich schwerer als Kettenschaltungen. Als weiterer Nachteil kommt neben dem Mehrgewicht die Rücktrittbremse hinzu, die sich schwer dosieren und nur in zwei Pedalstellungen bedienen lässt. Außerdem erschwert die Rücktrittbremse (alles zum Thema Bremse findest du hier) den Lernprozess, da Kinder früher oder später sowieso auf zwei Handbremsen umsteigen. Deshalb kommen an leichten, guten und hochwertigen Kinderfahrrädern nur Kettenschaltungen zum Einsatz.Kettenschaltungen bei Kinderfahrrädern:
Die beste Option fürs Kinder Bike sind Einfach-Antriebe, also Kettenschaltungen mit nur einem Kettenblatt vorne (an der Kurbel) und einer gut abgestuften Kassette hinten. Das Problem von Kettenschaltungen mit zwei oder drei Kettenblättern an der Kurbel: Der zweite Schalthebel links und die vielen Gang-Optionen überfordern Kinder (siehe auch nächster Absatz). Dafür gilt bei Kettenschaltungen: Je mehr Ritzel die Kassette, desto hochwertiger und leichter sind auch die einzelnen Schaltkomponenten wie Schaltwerk, Kassette oder Schalthebel. Bei kleineren Kinderfahrrädern findet man häufig die einfachen Shimano-Schaltungen Altus, Acera oder Alivio oder Microshift-Schaltgruppen (7fach bis 9fach), bei größeren auch Shimano Deore-Schaltungen mit 10fach-Kassette. Die hochwertigen Kinder Bikes kommen auch mit Einfach-Antrieben von Shimano oder Sram und haben elf oder zwölf Ritzel an der Kassette und eine hohe Übersetzungsbandbreite. Fazit: Trotz mehr Wartungsaufwand und anfälligerer Technik empfehlen wir für leichte, gute Kinder Mountainbikes eine Kettenschaltung!

Wichtiger als die Anzahl der Gänge: Bandbreite und Kurbellänge!
Kinder und auch Erwachsene tendieren dazu, die Anzahl der Gänge als oberstes Qualitätsmerkmal für Schaltungen zu betrachten. Vor allem bei Kinderrädern ist das Quatsch. Viel wichtiger als die reine Anzahl der Gänge ist die Bandbreite (oft auch Gangspreizung genannt). Unter Bandbreite versteht man den Unterschied, zwischen dem leichtesten und dem schwersten Gang einer Schaltung. Je größer der Unterschied, desto höher die Bandbreite. Je höher die Bandbreite, desto universeller kann das Kinderfahrrad eingesetzt werden. Denn mit einem leichten „Berggang“ können selbst schmächtige Kinder normale Anstiege erkurbeln. Ein möglichst großer Gang dagegen macht es möglich, dass Kinder in der Ebene nahezu das Tempo der Eltern fahren können. Die Tabelle hier hilft, die Sache mit der Bandbreite besser einzuschätzen:Bandbreite | Bandbreite in % | Einschätzung |
hohe Bandbreite | ab 360 % | für 24 Zoll Bikes und größer nötig |
durchschnittliche Bandbreite | bis 360 % | Ok, für 20 Zoll Bikes |
geringe Bandbreite | bis 270 % | zu geringe Bandbreite für den sportlichen Einsatz in jeder Laufradgröße. |
Außerdem raten wir dazu, die Kurbellänge vor dem Bikekauf für den Nachwuchs genau zu betrachten. Wichtig ist, dass die Kurbellänge zur Körpergröße passt. Als Faustformel gilt: Kurbellänge = 10 % der Körpergröße des Kindes. Standard-Erwachsenen-Kurbeln mit 170 Millimeter Länge und mehr sind für Kinder schlichtweg zu lang. Mit ihren kurzen Beinen lässt sich die Amplitude (der Höhenunterschied) zwischen oberen und unteren Tiefpunkt nicht ausgleichen. Die Tretbewegung wird für Kinder damit unangenehm. Das hemmt nicht nur den Lernprozess, sondern verdirbt Kindern unterbewusst auch den Spaß am Biken. Diese Tabelle liefert eine gute Orientierung welche Kurbellängen zu den entsprechenden Laufradgrößen passen.
Kurbellänge | |||
Laufradgröße | kurz (gut) | durchschnittlich (ok) | lang (schlecht) |
12 Zoll | bis 70 mm | 70 -90 mm | ab 90 mm |
14 Zoll | bis 76 mm | 76 -90 mm | ab 90 mm |
16 Zoll | bis 90 mm | 90 -115 mm | ab 115 mm |
18 Zoll | bis 115 mm | 115 -127 mm | ab 127 mm |
20 Zoll | bis 120 mm | 120 -140 mm | ab 140 mm |
24 Zoll | bis 140 mm | 140 -156 mm | ab 156 mm |
26 Zoll | bis 150 mm | 150 -170 mm | ab 170 mm |
Verzichte auf den zweiten Schalthebel: Einfache Bedienung ist Trumpf!


Egal ob Mountainbike oder normales Kinderfahrrad: Eine Gangschaltung für Kinder sollte immer nur einen Schalthebel haben. Schaltungen mit zwei Schalthebeln für die linke und rechte Hand überfordern koordinativ sogar Erwachsene. Faktisch nutzen Kinder den linken Schalthebel aus Überforderung so gut wie nicht. Der Umwerfer und die zusätzlichen Kettenblätter an der Kurbel, die damit angesteuert werden, sind in der Praxis also meist nur unnötiger Ballast. Auch bei Erwachsenen Rädern haben die hochwertigsten Räder deshalb nur noch ein Kettenblatt an der Kurbel. 1×12 Schaltungen mit zwölf Gängen sind derzeit die hochwertigsten Schaltungen auf dem Markt. Ob wohl sie nur halb so viele Gänge wie 3×8 Schaltungen haben, erreichen sie aufgrund einer größeren Spreizung an der Kassette sogar eine höhere Bandbreite. Und kombinieren das zeitgleich mit einer simplen Bedienung durch einen Schalthebel. Wer das weiß, versteht, warum die Anzahl der Gänge nichts über die Qualität der Schaltung aussagt. Unser Tipp: Kinderräder sollten immer nur ein Kettenblatt an der Kurbel haben (1x-Antriebe). Je größer und hochwertiger die Kinderräder werden, desto höher sollte aber die Anzahl der Ritzel an der Kassette werden. Am besten sind Einfach-Antriebe mit einer möglichst hohen Bandbreite.